Christian Hemschemeier

Christian Hemschemeier

Diplom-Psychologe, Paartherapeut, YouTuber und Buchautor

»Es ist im Grunde genommen wie bei einem Alkoholiker: Wenn man eine richtige toxische Beziehung hatte, ist der Mensch lebenslang tabu«


Christian, was hilft bei toxischem Liebeskummer?

Ich sage immer: In den ersten Wochen ist alles erlaubt, was ablenkt. Stopft euch mit Filmen, mit Serien oder mit Schokolade voll. Egal, Hauptsache irgendwas reinkippen ins Gehirn. Viele denken, man dürfe Gefühle auf keinen Fall wegdrücken, sondern sollte sie durch Nachdenken verarbeiten. Das funktioniert bei toxischem Liebeskummer aber nicht, weil es eine Sucht ist. Tatsächlich ist es am besten, so wenig wie möglich über den Ex nachzudenken. Man muss wirklich alles wegpacken, Fotos, Erinnerungen – alles in eine Kiste, mindestens eineinhalb Jahre! Ich habe x-Klienten, die sich immer wieder WhatsApp-Fotos angucken oder auf Facebook das Profil des Ex aufrufen. Die kommen nie los, die haben über Jahre Liebeskummer. Wenn man nicht konsequent jeglichen Kontakt vermeidet, kann das ein Leben lang dauern. 

 

Man muss sich klar machen: Das war keine normale Liebe, das war eine Sucht. Deswegen muss man abstinent bleiben. Diesen Menschen, den gibt es nicht mehr, fertig. Es ist im Grunde genommen wie bei einem Alkoholiker: Wenn man eine richtige toxische Beziehung hatte, ist der Mensch lebenslang tabu. Als Paartherapeut sage in solchen Fällen tatsächlich auch: Macht keine Paartherapie! Das ist auf seine Art revolutionär in der Psychologie. Dort ging man ja eigentlich immer davon aus: Partnerschaftsprobleme sind Kommunikationsprobleme. Dass es aber eine Klasse von Beziehungen gibt, die einfach nicht rettbar ist, wo man die Partner auf keinen Fall gemeinsam in Therapie schicken sollte, weil es die Sache nur noch schlimmer macht, das ist ein relativ neuer Gedanke. Diese ganze Diskussion um toxische Beziehungen ja auch jung. Man erkennt erst allmählich, welchen immensen Schaden Menschen mit narzisstischen Verhaltensmustern anrichten können – und, dass es eben nicht nur eine ganz kleine Minderheit ist, sondern solche Muster doch recht weit verbreitet sind. Jemand braucht nicht unbedingt die Diagnose „narzisstische Persönlichkeitsstörung“, schon starke Anteile reichen aus, um eine zerstörerische Kraft zu entwickeln.

 

Das ganze Interview mit Christian Hemschemeier finden Sie in unserem Buch:

Zur Person

Christian Hemschemeier, (Jg. 1967), ist Diplom-Psychologe. Seit 2000 arbeitet er in eigener Praxis. Sein Schwerpunkt sind Paartherapie und Eheberatung. Er hat sich zur Aufgabe gemacht, Menschen dabei zu unterstützen, sich aus dysfunktionalen Beziehungen zu lösen und von ungünstigen “Beuteschemata” zu befreien, etwa mit seinen Liebeschip-Onlinekursen. Wöchentlich postet Christian Hemschemeier neue Videos auf seinem YouTube-Kanal. Er bietet zahlreiche Fortbildungen, unter anderem auch eine Ausbildung zum Liebeschipcoach an, und schreibt Bücher „Der Liebescode. Beziehungen von morgen“ (Luther).

www.liebeschip.de

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